Das Manuskript - 2. Kapitel

Veröffentlicht am 30. Dezember 2024 um 20:28

Das 2. Kapitel, wir werden sehen, wohin es mich führt. Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, Ihr?

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Drei Kreuze - 2. Kapitel

Es war spät, als Buba seine Wohnung betrat, die eine Etage über der seiner verwitweten Vermieterin lag. Eigentlich war das Haus gar nicht für Mieter geeignet, da es nur über eine Küche, ein Bad und exklusiverweise über eine Gästetoilette verfügte. Die Witwe, sie hieß Ella, besaß einen unaussprechlichen Familiennamen, hatte jedoch das allein sein satt, ging deswegen Kompromisse ein. Dazu gesellte sich ein Umstand, der auf dieser Welt mittlerweile automatisch abgelehnt wurde: Ella fand ihn sympathisch und umgekehrt stellte es sich trotz eines erheblichen Altersunterschieds genauso dar. Saßen die beiden an einem Tisch, hätte man meinen können, Mutter und Sohn würden sich unterhalten. Auf diese Weise entwickelte sich auch das Mietverhältnis. Buba wurde bemuttert, bekocht, sogar seine Wäsche wurde ihm gewaschen. Nur wenn er so wie an diesem Abend spät nach Hause kam, damit deutlich nach acht Uhr, musste er sich das Essen selbst aufwärmen. Trotz aller Sympathie hatte Ella ihre Gewohnheit früh zu Bett zu gehen nämlich nicht aufgegeben, worüber Buba wiederum nicht immer traurig war. Er mochte die Unterhaltungen mit seiner Vermieterin, bewunderte oft Ellas Lebensfreude, sah sie als eine lebenserfahrene Freundin an. Aber die nachwirkenden Ereignisse des Tages waren nicht geeignet um mit Ella anregende oder erfreuliche Gespräche zu führen. Insofern verspürte er eine Erleichterung, dass Ella wie gewohnt zu dieser Uhrzeit im Bett lag, wobei er sich gleichzeitig für seine Gefühle und Gedanken schämte.

Sein schlechtes Gewissen erhielt zusätzliche Nahrung, als er die Küche betrat, auf dem Esstisch ein für ihn vorbereitetes Abendmahl stand. Belegte Brote, hart gekochte Eier, eine Thermokanne mit Pfefferminztee, die von zwei Schalen mit Obst und Gemüse flankiert wurde. Gerührt, fast beschämt, nahm Buba Platz, schlug ein Buch auf, welches er sich zuvor bei einem Dorfbewohner ausgeliehen hatte und fing zu essen an. Der Verleiher war niemand geringerer als der Leichenbestatter von Pookey, den nicht nur Buba Ususus für einen ziemlich ungewöhnlichen Zeitgenossen hielt.

Buba hatte den Eindruck gewonnen, dass der Mann, der als letzter Überlebender ein Bestattungsunternehmen führte, irgendwie zwischen Tod und Leben schwebte. Vielleicht hatte er zeit seines Daseins zu viele Tote gesehen und unter die Erde gebracht, ganz koscher schien er jedenfalls nicht zu sein, zumindest in Hinsicht auf sein Gedankengut. Dem widersprach das geliehene Buch, worum ihn der Sheriff gebeten hatte. Buba kannte seine Schäfchen im Dorf, ebenso ihre Laster und Vorlieben, deshalb wusste er, dass der Inhaber des Begräbnisinstituts ständig zwischen Gott und Satan hin und her wanderte. Wahrscheinlich hatte er den beiden Persönlichkeiten längst die Hand gereicht, obwohl der Rest der Welt nicht dazu gekommen war, was für Buba einen unbedeutenden Aspekt darstellte. Was ihn interessierte, befasste sich ausschließlich mit Bräuchen, die Opfer verlangten. Genau solche und ähnliche Bücher hatte der Totengräber in seiner kleinen Bibliothek, wobei die gesammelten Werke sensible Menschen gleich welchen Geschlechts in die Flucht geschlagen hätten.

Buba biss in ein belegtes Wurstbrot, auch in den "Rocky Mountains" gab es Brotlaibe, in die ein europäischer Bäcker neidisch und genussvoll gebissen hätte. Er schuckte den Bissen herunter, schlug das nächste Kapitel auf, da ihm der Inhalt des ersten überhaupt nicht weiterhelfen konnte.

Der nächste Eintrag folgt spätestens nächsten Montag.

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